10 Nov Pizza-Blues und Greco di Tufo in Neapel
Ich muss etwas gestehen: Als Berliner habe ich die Touristen, die freiwillig bei Mustafas Gemüse Kebab eine halbe Stunde anstanden immer etwas zu hochmütig belächelt. Und was tue ich in Neapel? Ich stehe 45 Minuten an, um bei der Antica Pizzeria da Michele einen Tisch zu bekommen. Doch als touristisches Bonbon lohnt sich die Erfahrung allemal. Ähnlich wie beim Anstehen vor einem Club, steigt die Nervosität mit jedem gewonnenen Zentimeter bis zur Eingangstür. Die Wartezeit wird gekonnt mit Aperol Spritz abgekürzt. Hier bekommt man noch echte Plastikbecher mit schwarzen Plastikstrohhalmen.
Als wir endlich in den heiligen Tempel der Pizza Napoletana gebeten werden, steigt die Vorfreude auf ein neues Hoch. Grelles Neonlicht, grünweiße Fliesen und die Tische mit charmanten Vinyl gedeckt. Zur Auswahl gibt es vier Sorten Pizza. Kostenpunkt: 5€. Was trinken wir dazu? Wir dürfen zwischen Peroni und Mineralwasser wählen. Für mich Peroni natürlich. Der Laden ist auf betriebstemperatur: Die wuselige Bedienung ist (durch die Blume gesagt) kurz angebunden, die Öfen backen was das Zeug hält und unsere Pizza ist nach bereits wenigen Minuten auf dem Tisch.
Im Palazzo Venezia kommt die Einsicht…
Kann der Mythos sein Versprechen halten? Ja! Nach dieser Einsicht folgt jedoch eine weitere, etwas ernüchternde: In Berlin kann man auch sehr gut Pizza essen, wenn auch deutlich preisintensiver. Mit prall gefüllten Bäuchen schlendern wir durch die quirligen Gassen zum Palazzo Venezia. Hier im lauschigen Garten des Palazzos wird noch einmal der Intellekt zur lebensphilosophischen Konversation angestrengt. Mir gelingt dies nur mit einem frischen Glas Novaserra. Dieser Greco di Tufo ist frisch und mineralisch, ein köstlicher und versöhnlicher Abschluss.
Autor: Jacob Coenders
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