09 Nov Supertoskaner in Bolgheri, Livorno
Bolgheri ist der Geburtsort der Supertoskaner, also das Bethlehem für so manchen Wein-Fanatiker. Hier wurden in der Nachkriegszeit auf den steinigen Böden die ersten bordelaiser Reben erzogen, hier wurde schließlich auch der erste Sassicaia abgefüllt. Ein Ort aufgeladen voller Prestige und Legenden. Die Zuwegung gestaltet sich in aristokratischer Marnier: Eine schnurgerade Straße, besäumt mit den schönsten Zypressen führt direkt zum Örtchen. Absolut instagramable*, besonders in den Abendstunden.
Bolgheri ist winzig, nur 156 Seelen wohnen hier. Das Zentrum bildet eine ringförmige Straße, die man innerhalb von drei Minuten abgeschritten ist, sollte man sich nicht von den vielen Touri-Shops ablenken lassen (ich habe mich von einem Parfümgeschäft ablenken lassen). Alle 10 Meter bietet sich dem geneigten Weintrinker eine Weinbar an, ein paar Supertoskaner für 6-14 € pro Glas zu verkosten. Dazu eine feiste Antipasti-Platte nach toskanischem Gusto, man gönnt sich ja sonst nichts. Ich sitze bequem und bewaffnet mit einem Glas 2019er Le Difese mit Blick auf eine schnuckelige Kirche mit dem schönen Namen Chiesa dei Santi Giacomo e Cristoforo.
Le Volte 2018: Bolgherische Harmonie.
Ein Paar hat sich gerade trauen lassen. Die Hochzeitsgesellschaft steht auf der kleinen Grünfläche vor dem Kirchenportal und prostet sich -eingepfercht zwischen den glotzenden Touristen- überglücklich zu. Selbstverständlich muss sich das frisch getraute Paar für die obligatorischen Fotos in romantische Positionen bringen. Ehe heißt ja schließlich auch Arbeit. Es ist ein sonderbares, zugleich aber auch sehr harmonisches Bild, zu dem sich dieser 2018er Le Volte ganz hervorragend zu Gemüte führen lässt.
*instagramable= Ein Eindruck, der als Bild auf Instagram veröffentlicht große Aufmerksamkeit erlangt.
Autor: Jacob Coenders
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