
01 Apr. Riesling in Italien – Ein Edelwein zwischen Alpen, Sonne und Kultur
Riesling ist einer der faszinierendsten und vielseitigsten Weißweine der Welt. Er stammt ursprünglich aus Deutschland, hat aber über Jahrhunderte seinen Weg in viele europäische Länder gefunden – darunter auch Italien. Auch wenn Italien eher mit Pinot Grigio (all unsere Pinot Grigio Weine), Vermentino oder Trebbiano in Verbindung gebracht wird, hat sich Riesling in bestimmten Regionen des Landes als außergewöhnlicher Terroir-Botschafter etabliert. Besonders im Norden, in den alpinen Zonen von Südtirol, dem Trentino, der Lombardei und dem Piemont, bringt diese anspruchsvolle Rebsorte Weine hervor, die sich durch Eleganz, Lagerfähigkeit und aromatische Tiefe auszeichnen. In diesem Artikel nehmen wir dich mit auf eine Reise durch die Geschichte, Herkunft, Anbaugebiete, Produktionsmethoden und die kulturelle Bedeutung des Rieslings in Italien – gewürzt mit einer Prise Humor, Leidenschaft und der Liebe zum guten Wein.
Ursprung und internationale Geschichte des Rieslings
Die ersten schriftlichen Erwähnungen des Rieslings stammen aus dem 15. Jahrhundert in Deutschland, insbesondere aus dem Rheingau. Vermutlich handelt es sich um eine autochthone Kreuzung aus wilden Reben und bereits kultivierten Sorten. Riesling wurde schnell für seine aromatische Ausdrucksstärke und seine besondere Lagerfähigkeit geschätzt. In Deutschland entwickelte er sich zur “Königssorte” der Weißweine. Im Laufe der Jahrhunderte verbreitete sich der Riesling in kühleren Regionen Europas, insbesondere in Frankreich (Elsass), Österreich, der Schweiz und eben auch nach Italien. Seine Reise durch Europa war begleitet von Klöstern, Adelsfamilien und einer wachsenden Begeisterung für hochwertige weiße Rebsorten.
Riesling in Italien: Ein stiller Star
In Italien ist Riesling nie zum Massenwein geworden, sondern hat sich still und leise als Nischenprodukt für Weinkenner etabliert. Italien unterscheidet zwischen Riesling Renano (dem klassischen deutschen Typ) und Riesling Italico, einer leichteren, weniger aromatischen Varietät. Letztere wird oft in der Lombardei und in der Emilia-Romagna für einfachere Weine verwendet. Der Fokus dieses Artikels liegt auf Riesling Renano, dem edlen Bruder, der in alpinen Höhenlagen ideale Bedingungen findet.
Die besten Regionen für Riesling in Italien
- Südtirol (Alto Adige): Die spektakuläre Berglandschaft rund um Bozen, Meran und das Eisacktal bietet perfekte Bedingungen für Riesling: hohe Lagen (500 bis 800 m), südausgerichtete Hänge, große Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht und mineralreiche Böden. Der Eisacktaler Riesling gilt als einer der besten Italiens. Trocken, rassig, mit feiner Zitrusaromatik und markanter Säure.
- Trentino: Weniger bekannt, aber nicht weniger spannend: Auch im Trentino, besonders im Valle di Cembra, entstehen spannende Riesling-Weine. Dort sorgen Porphyrböden für eine besondere Mineralität.
- Lombardei (Oltrepò Pavese): In der Lombardei ist vor allem der Riesling Italico verbreitet, aber es gibt auch Spitzenweine aus Riesling Renano, oft in Cuvées oder reinsortig in kleinen Mengen.
- Piemont (Langhe & Monferrato): Hier trifft Riesling auf Nebbiolo! In höheren Lagen wagen sich innovative Winzer an Riesling Renano heran – mit Überraschungspotenzial.
Boden, Klima und Terroir
Riesling braucht kühles Klima, eine lange Vegetationsperiode und möglichst viel Sonne ohne Hitze. Ideal sind skelettreiche Böden mit guter Drainage. In Südtirol sind dies meist Verwitterungsgesteine, Quarzphyllite oder Dolomitkalk, die dem Wein Mineralität und Spannung verleihen. Die hohe Höhenlage sorgt für lebendige Säure und feine Aromatik. Das Ergebnis sind trockene, duftige, oft sehr langlebige Rieslinge mit Profil.
Produktionsstil: Vom Tank bis zur Edelfäule
Italienischer Riesling wird meist trocken ausgebaut. Der klassische Ausbau erfolgt im Edelstahltank mit temperaturkontrollierter Gärung, um die Frische zu erhalten. In Südtirol findet man gelegentlich auch eine kurze Reifung auf der Feinhefe, was Struktur und Komplexität bringt. Besondere Jahrgänge oder späte Lese ermöglichen auch halbtrockene oder edelsüße Rieslinge, die mit Botrytis versetzt werden können. Diese Stilistik ist in Italien jedoch eher selten und wird meist nur von ambitionierten Kellereien wie z. B. Manincor oder Tiefenbrunner gepflegt.
Aromenprofil und Stilistik
Italienischer Riesling ähnelt in der Struktur dem deutschen Pendant, bringt aber oft etwas mehr reife Frucht und Wärme mit sich. Typische Aromen:
- Zitrone, Limette, Grapefruit
- Reifer Apfel, weiße Pfirsiche, Aprikosen
- Weiße Blüten, Kamille
- Mineralische Noten wie nasser Stein oder Feuerstein
Im Alter entwickelt Riesling – auch in Italien – die berühmten Petrolnoten, die Weinkenner weltweit schätzen.
Riesling und Essen – Kulinarische Harmonie
Kaum ein anderer Weißwein ist so vielseitig einsetzbar wie Riesling. Sein Spiel aus Säure und Frucht macht ihn zum perfekten Begleiter für:
- Antipasti mit Fisch, Krustentieren oder Frischkäse
- Pasta mit Zitronen- oder Käsesauce
- Risotto mit Spargel oder Kräutern
- Weißfleisch, Kalb, Geflügel
- Asiatische Gerichte mit leichter Schärfe
Ein trockener Riesling passt hervorragend zur Alpenküche, während halbtrockene Varianten wunderbar mit der süditalienischen Küche harmonieren.
Kulturelle Bedeutung & Image in Italien
In Italien ist Riesling nach wie vor ein Wein für Kenner. Er ist kein Massenprodukt, sondern Ausdruck einer gewissen Weinphilosophie: naturnah, präzise, elegant. Besonders in der Spitzengastronomie und bei Sommeliers gewinnt er zunehmend an Aufmerksamkeit. In Regionen wie dem Eisacktal hat er sogar fast schon Kultstatus erreicht. Riesling ist auch Symbol einer Brücke zwischen Alpenkultur und italienischem Lebensstil. Er verbindet die strenge Struktur der nördlichen Weintraditionen mit dem leichten, genussvollen Charakter der italienischen Tafel.
Zukunftsperspektiven: Der Aufstieg eines Hidden Champions
Mit dem Klimawandel verändert sich der Weinanbau in Europa stark. Sorten wie Riesling, die mit kühlem Klima gut zurechtkommen, werden an Bedeutung gewinnen. Gleichzeitig steigt das Interesse jüngerer Winzer an aromatischen, lagerfähigen Weinen mit Profil. Riesling könnte somit in Italien in eine neue Blütezeit eintreten – mit noch mehr Qualität, Vielfalt und Charakter.
Fazit: Riesling aus Italien – Eine unterschätzte Perle
Riesling in Italien ist kein Massenphänomen, sondern ein Liebhaberwein. Doch genau darin liegt sein Reiz. Wer sich auf ihn einlässt, entdeckt einen Weißwein von außergewöhnlicher Qualität, Tiefe und Vielschichtigkeit. Ob aus dem Eisacktal, dem Trentino oder dem Piemont – italienischer Riesling bietet eine spannende Alternative zum deutschen Original und ist dabei ein echter Botschafter für alpine Eleganz und mediterranen Esprit. Cin cin!
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