29 Okt. Amarone della Valpolicella – Der große Klassiker unter den italienischen Rotweinen
Amarone della Valpolicella gehört zu den größten Weinen Italiens. Er steht für Kraft, Eleganz und Tradition – und ist zugleich das Ergebnis eines einzigartigen Herstellungsverfahrens: dem “Appassimento”. Doch was macht diesen Wein so besonders? Welche Geschichte steckt hinter seinem Namen? Und warum sollte er in keiner anspruchsvollen Weinsammlung fehlen? In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick auf Herkunft, Herstellung, Aromenprofil und moderne Entwicklung dieses legendären Weins aus der norditalienischen Region Venetien.
Herkunft: Valpolicella – Das Herz des Amarone
Die Heimat des Amarone ist das Valpolicella-Gebiet nordwestlich von Verona. Die Hügellandschaft zwischen dem Gardasee und den Lessinischen Alpen bietet ein ideales Mikroklima für den Weinbau: gute Luftzirkulation, kalk- und lehmhaltige Böden sowie viel Sonne sorgen für gesunde Trauben mit hoher Konzentration. Das Valpolicella-Gebiet ist kein homogenes Terrain, sondern gliedert sich in drei klar definierte Zonen, die jeweils eigene geologische, klimatische und weinbauliche Charakteristika mitbringen:
- Valpolicella Classico – Das historische Herzstück
Dies ist das traditionsreichste und qualitativ renommierteste Gebiet der Appellation. Es umfasst die Gemeinden Negrar, Marano di Valpolicella, Fumane, San Pietro in Cariano und Sant’Ambrogio di Valpolicella. Die Weingärten befinden sich hier meist auf Hügeln mit einer Mischung aus Kalk, Lehm und Basaltböden, die besonders für die Rebsorten Corvina und Corvinone geeignet sind. Die Weine aus dem Classico-Gebiet zeichnen sich durch eine besonders komplexe Aromatik, Frische und Lagerfähigkeit aus. - Valpantena – Das verborgene Juwel
Östlich von Verona gelegen, ist das Valpantena ein Tal mit eigenem Mikroklima. Die kühleren Temperaturen in der Nacht, die Höhenlage der Weinberge und die hohe Belüftung machen die Region zu einem optimalen Ort für das Appassimento-Verfahren. Amarone aus Valpantena wird oft als besonders elegant, duftig und gut strukturiert beschrieben. In den letzten Jahren hat die Region stark an Ansehen gewonnen und bringt Weine hervor, die sich zunehmend mit denen aus dem Classico-Gebiet messen können. - Valpolicella DOC – Die erweiterte Zone
Diese Zone umfasst die flacheren Gebiete in der Po-Ebene sowie die Hügel des Ostens, außerhalb der historischen Classico-Grenzen. Hier ist die Produktionsmenge größer, die Qualität kann stark variieren. Dennoch bringen selektive Lagen mit sorgfältiger Arbeit im Weinberg auch hier beachtenswerte Amarone-Weine hervor. Die Region ist besonders interessant für moderne Interpretationen, Einzellagen-Experimente und biologischen Weinbau.
Diese klare geografische Differenzierung erlaubt es Weinkennern, Amarone-Weine nach Herkunft und Stil zu unterscheiden – ein Aspekt, der zunehmend auch für die Positionierung im Premium-Segment eine Rolle spielt.
Trauben & Rebsorten: Corvina, Rondinella & Co.
Die Rebsorten, aus denen der Amarone della Valpolicella vinifiziert wird, sind fast ausschließlich autochthon, also in Venetien heimisch. Diese natürliche Verwurzelung mit dem Terroir der Valpolicella-Region ist entscheidend für die Typizität und Ausdruckskraft des Weins. Es handelt sich um eine bewusst zusammengestellte Cuvée, die Tradition, Balance und sensorische Tiefe vereint.
Die Hauptakteure der Cuvée:
- Corvina Veronese (45–95 %) Corvina ist das Herzstück des Amarone. Sie bringt Eleganz, feine Fruchtaromen (wie Kirsche und rote Beeren), sowie eine lebendige Säure mit, die für die Frische und Langlebigkeit des Weins sorgt. Corvina besitzt eine dicke Schale, die sie besonders widerstandsfähig gegen Schimmel während des Appassimento-Prozesses macht – ein klarer Vorteil bei der Trocknung der Trauben.
- Corvinone (max. 50 %) Lange Zeit wurde Corvinone mit Corvina verwechselt, bis man ihren eigenständigen Charakter erkannte. Die Beeren sind größer, haben ein höheres Saft-Fruchtfleisch-Verhältnis und liefern viel Struktur, Tiefe und ein leicht würziges Aromenspektrum. In der modernen Amarone-Produktion gewinnt Corvinone zunehmend an Bedeutung.
- Rondinella (5–30 %) Diese Sorte ergänzt das Cuvée um Farbe, florale Noten und dezent bittere Komponenten. Sie ist robust, liefert stabile Erträge und eignet sich ebenfalls gut für das Trocknungsverfahren. Im Glas bringt sie Würze, Finesse und Struktur.
Die geheimen Zutaten:
- Molinara – Eine leicht säuerliche Rebsorte, die früher stärker verbreitet war. Heute wird sie nur noch selten verwendet, da sie oxidationsanfällig ist. Dennoch kann sie in kleinen Anteilen zur Frische beitragen.
- Oseleta – Eine alte, fast vergessene Sorte mit kleinem Beerendurchmesser, dunkler Farbe und hohem Tanningehalt. Sie verleiht dem Amarone eine zusätzliche Tanninstruktur und Lagerfähigkeit. Besonders beliebt bei Spitzenproduzenten für komplexe Riserva-Weine.
- Negrara und Croatina – Ebenfalls lokal verwurzelt, aber meist nur in geringem Umfang verwendet. Sie bringen Farbe, Alkohol und rustikale Würze ein.
Warum diese Mischung?
Die Vielfalt der Rebsorten erlaubt es den Winzer*innen, je nach Jahrgang, Mikroklima und Stilistik das ideale Verhältnis für ihren Amarone zu finden. Durch den gezielten Einsatz dieser Sorten entsteht ein vielschichtiger Wein mit:
- ausgeprägter Frucht,
- lebendiger Säurestruktur,
- feinkörnigen Tanninen,
- großer Tiefe und Eleganz,
- und enormem Reifepotenzial.
Besonders im Appassimento-Prozess zeigt sich die Relevanz dieser Komposition: nur Rebsorten mit stabiler Schale und Konzentration können mehrere Monate lang trocknen, ohne Aromatik oder Struktur einzubüßen. Hier zeigt sich die wahre Klasse der Amarone-Reben: sie sind für diesen einzigartigen Weinstil gemacht.
Das Appassimento-Verfahren: Die Kunst der Trocknung
Die Besonderheit des Amarone liegt in der Verarbeitung: Nach der Lese (meist im Oktober) werden die besten Trauben für mehrere Monate getrocknet. In speziellen Trockenräumen („Fruttai“) verlieren die Trauben etwa 30–50 % ihres Gewichts – das erhöht die Zuckerkonzentration, Aromenintensität und Komplexität. Erst im Januar oder Februar werden die getrockneten Trauben sanft gepresst und vergoren. Die langsame Gärung erzeugt einen trockenen Wein mit hohem Alkoholgehalt (14,5–16,5 %), voller Struktur und Tiefe.
Reifung: Geduld bringt Geschmack
Amarone reift mindestens 2 Jahre im Holzfass, hochwertige Riserva-Weine sogar 4 Jahre oder länger. Dabei entwickeln sich komplexe Noten von Trockenfrüchten, Leder, Kakao, Tabak und Gewürzen. Die Kombination aus Süße der Frucht, reifer Säure und sanften Tanninen ergibt einen unverwechselbaren Stil: trocken, kraftvoll und zugleich samtig.
Aromenprofil: Ein Rotwein zum Meditieren
Amarone della Valpolicella ist ein Wein voller Intensität, Tiefe und Charakter. Sein Aromenprofil ist das Ergebnis des einzigartigen Appassimento-Verfahrens, das den Trauben eine besondere Konzentration und Komplexität verleiht. Bereits beim Öffnen der Flasche entfaltet sich ein betörender Duft, der an reife und getrocknete Früchte erinnert – ein Versprechen für das, was am Gaumen folgt. Typische Amarone-Noten:
- getrocknete Kirsche, Pflaume, Feige: fruchtige Süße und Tiefe
- dunkle Schokolade, Kaffee, Vanille: vom Barriqueausbau geprägt
- Zimt, Nelke, Tabak: würzige Reife-Aromen mit mediterranem Charakter
- samtige Tannine, langer Abgang: weich, rund, elegant
Im Mund zeigt sich der Amarone vollmundig, warm und kraftvoll, mit präsentem Alkohol und dennoch harmonischer Balance. Je nach Ausbau und Reifegrad kann er zusätzliche Noten wie Leder, Lakritze, Orangenzeste oder balsamische Anklänge entwickeln. Amarone ist ein Wein für besondere Momente: meditativ, tiefgründig und unvergesslich. Er lädt dazu ein, entschleunigt genossen zu werden – Schluck für Schluck, Gedanke für Gedanke.
Serviervorschläge & Foodpairing
Amarone della Valpolicella ist ein Wein von solcher Tiefe und Intensität, dass er kulinarisch mit ebenso charaktervollen Speisen kombiniert werden sollte. Seine Struktur, der hohe Alkoholgehalt und die ausgeprägte Aromatik machen ihn zum perfekten Begleiter für kraftvolle Gerichte und besondere Genussmomente.
Amarone passt hervorragend zu:
- Wildgerichte wie Hirschragout, Rehrücken oder Wildschwein mit Wacholderjus
- Rinderschmorbraten (z. B. Brasato all’Amarone), Ossobuco oder geschmorte Ochsenbäckchen
- Lammkarree mit Kräuterkruste oder geschmortem Lamm in Rotweinsauce
- gereifte Käse: besonders Parmigiano Reggiano (24+ Monate), Pecorino stagionato oder Gorgonzola piccante
- dunkle Schokolade (70+ %): ideal zum Abschluss eines Menüs oder als meditatives Finale
Wer es ausgefallen mag, kann Amarone auch zu einem Risotto all’Amarone servieren – eine klassische Spezialität aus der Region Verona, bei der der Wein selbst zur Hauptzutat wird.
Serviertemperatur: 16–18 °C – der Wein sollte unbedingt 30–60 Minuten vor dem Genuss dekantiert werden, um sein volles Bouquet zu entfalten. Glasempfehlung: Ein großer Bordeaux-Kelch oder ein Burgunderglas mit weiter Öffnung erlaubt die optimale Entfaltung der komplexen Aromen.
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